Sinnstrebigkeit und Wertebezug als das eigentlich Menschliche Gedanken und Reflexionen von Professor Dr. Rüdiger H. Jung (Neuwied)

Die nachfolgenden Erörterungen des Wirtschaftswissenschaftlers und Sozialpsychologen Rüdiger Heinrich Jung, der zugleich ausgebildeter Logotherapeut und Existenzanalytiker ist, sind nur einige seiner wesentlichen Gedanken und Betrachtungsweisen, die er unter anderem in dem im Stuttgarter Radius-Verlag Suttgart erschienen Buch aufgeschrieben und mit folgendem Leitsatz versehen hat: …“Verfasst im Vertrauen auf die Liebe, dem leuchtendsten Stern der Werte“.

Ich habe aus einem von ihm zusammengefassten Extrakt des Buches einige mir besonders wichtig erscheinende Beschreibungen herausgenommen, um das Anliegen des Autors deutlich zu machen. Wer jedoch diese durchaus philosophisch, aber dennoch auch ganz anwendungsbezogene Ausarbeitung in einer umfassenden Weise „s i n n v o l l“ erleben will, sollte sich die Mühe (und die Freude) machen, den „Schlüsel zu den alltäglichen Sinnfragen “ in seiner Publikation unbedingt kennenzulernen. Dabei spielt bei Jung sicher auch der Schlüsselsatz im „Kleinen Prinzen“ , dem Buch von Antoine de Saint-Exupéry eine besondere Rolle „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar…“ . Diese bedeutungsschwere Aussage im „Kleinen Prinzen“ ist bei Rüdiger H. Jung in all seinen Beschreibungen immer wieder aufzufinden und lässt durchaus die Schlussfolgerung zu , das eigene reale Denken und Handeln zu reflektieren und „zu Herzen gehen zu lassen“.

Jürgen Grab

Einen Lebenssinn in der Religion finden ?
Sich einsetzten für eine umfasende und lohnenswerte Idee…

„Der Sinnbegriff ist reich an Bedeutungsvielfalt. So spannt sich ein Bedeutungsbogen vom vermutlich früh erlernten »sinnvollen Vorgehen« – beispielsweise bei der Nutzung von Bausteinen in der Spielkiste oder der Schrittfolge in einem Computerspiel – bis zum ersten Empfinden, das plötzlich etwas oder gar alles »keinen Sinn mehr hat«.

Sinn ist ein in der deutschen Sprache verwurzelter Begriff für den Weg hin zu etwas, schon früh auch in die geistige Sphäre im Sinne von „Beziehung auf etwas“ einzutauchen . Aristoteles benannte die Unterscheidung des Menschen in das Körperliche (Somatische), Seelische (Psychische) und Geistige und hat immer wieder gegen ein reduziertes Bild vom Menschen Stellung bezogen. Der Blick nur auf eine dieser drei Dimensionen wird dem Menschen nicht gerecht. Körper, Seele und Geist bilden eine Einheit. Für den Neurologen und Psychiater Viktor E. Frankl, dem Begründer der Existenzanalyse und der Logotherapie, hat die geistige Dimension eine besondere Stellung. Die »Trotzmacht des Geistes« – wie Frankl es nannte – zeichnet das spezifisch Menschliche aus. Mit dem Geistigen vermag der Mensch Körper und Seele etwas entgegenzustellen und schwierige Situationen in Freiheit und Verantwortung gestalten: einen Schmerz aushalten, einer Lust nicht nachgehen; ein Bedürfnis zurückstellen oder einer Angst durch mutiges Handeln trotzen. Die Art und Weise, wie wir in der Welt sind, wie wir handeln oder behandelt werden, bringt uns mit Werten besonderer Bedeutung in Berührung. Akte der Liebe, der solidarischen Unterstützung, des Tätigseins für eine wertvolle Idee oder Sache, des Einnehmens einer vorbildhaften Haltung und vieles andere mehr („Das erleben wir derzeit in den „Coronazeiten“ in besonders eindrucksvoller Weise und lässt eine positive Sinngebung ausdrücklich erkennen“ (Anmerkung Jürgen Grab) .

„ Es gibt keine Lebenssituation, die wirklich sinnlos wäre«, betont Viktor E. Frankl), wobei Dr. Rüdiger H. Jung erläutert, dass es im Leben eines Menschen Akte der Werterealisierung gibt, die in ihrer Wertebezogenheit oder Werthaltigkeit durchaus fühl – und erlebar sind, wobei der Begriff  des »Wertfühlens« durchaus eine ganzheitliche Empfindung meint.. In einer Anleihe an den Philosophen Max Scheler könnte auch von »Sinnfühlen« gesprochen werden. »Sinn wird nicht unbedingt vom Verstand erfasst, sondern vielmehr erfühlt und durch eine Willensentscheidung gelebt« und somit kann Sinn als wertvollste Möglichkeit einer individuellen Situation betrachtet werden. Indes kennt menschliches Leben Situationen, in denen der Zugang zu den (An-)Fragen des Lebens oder den Ressourcen unserer geistigen Person als Antwortgeber fehlt. Die Zugänge – gleichwohl potenziell vorhanden  – sind emotional vernebelt, verschüttet, verfinstert, die eigene Situation wird als aussichtslos und ausweglos empfunden; ein Weg hin, ein In-Beziehung-Treten zu etwas Wertvollem wird nicht mehr gesehen. Für ein Los-Gehen gibt es keine guten Gründe und deshalb auch keine Kraft. Dabei kann »Leben mögen« als eine existentielle Grundmotivation schwinden (in Krisensituationen kann der Tod für die Betroffenen manchmal mehr Wert haben als das Leben) und der Wille, aus dem Leben zu scheiden, einen Menschen ergreifen. Wenn in Phasen der Trauer als natürliche Abschnitte reduzierter Weltzugewandtheit ein Gefühl der Aus-Weglosigkeit und eine dauerhafte Abkehr vom Leben entstehen, gilt es aus logotherapeutischer Sicht, den Blick auf Aus-Wege zu lenken, auf Wertvolles, das über menschliches Tun realisiert, über ein Los-Ziehen ins Leben erst mit wirklichem Leben erfüllt wird. Denn ohne einen emotionalen Bezug sind lebensrelevante Sinnpotenziale im Äußeren subjektiv schwer zugänglich. Doch Frankl begründet die Verfügbarkeit von Sinnpotenzialen auch in schwersten Lebenssituationen: »Dies ist darauf zurückzuführen, dass die scheinbar negativen Seiten der menschlichen Existenz, insbesondere jene tragische Trias, zu der sich Leid, Schuld und Tod zusammenfügen, auch in etwas Positives, in eine Leistung der besonderen Art gestaltet werden können, wenn ihnen nur mit der rechten Haltung und Einstellung begegnet wird« (wiederum Viktor Frankl).

Rüdiger H. Jung

Zu allen Zeiten war auch das Komponieren und Musizieren eine sowohl aktive wie auch eine passive sinnreiche Betätigung
Helfend und einfühlend tätig zu sein ist auch für junge Menschen durchaus ein „sinnvolles“ Tun
Das Engagement und Eintreten für die Durchsetzung und das Eintreten für Menschenrechte und gegen Gewalt und Willkür sind elementare Bestandteile eines sinngebenden Daseins.


Alle Fotos: Jürgen Grab